Angststörungen und Panikattacken

Menschen mit Angststörungen leiden unter Ängsten ohne dass eine reale Bedrohung gegeben ist. Zumeist wird verstanden, dass die Ängste übertrieben und nicht situationsangemessen sind, dennoch können sich die Betroffenen nicht dagegen wehren. Die Folge ist oft ein radikales Flucht-, Vermeidungs- und Rückzugsverhalten. Daneben klammern sich die Menschen oft an ihre primären Bezugspersonen an. Die Ängste können ganz konkrete Inhalte haben (z.B. Angst, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen) oder aus einer generellen Unsicherheit und Sorge bestehen. Panikanfälle, bei denen die Betroffenen nicht selten Todesängste beschreiben, können genauso vorkommen wie vielfältigste körperliche Begleiterscheinungen (z.B. Herzrasen, Schwitzen, Übelkeit, Schmerzen). Viele verschiedene Formen werden unterschieden:
z.B. Agoraphobie, Soziale Phobie, Spezifische Phobie, Krank-heitsängste, generalisierte Angststörung.

Depressionen und Burn-Out

Depressionen und Burn-Out-Syndrome sind weit verbreitet. Die wichtigsten Symptome sind: gedrückte Stimmung, Verlust von Lebensfreude, anhaltende Traurigkeit, fehlendes Interesse und ein Gefühl von innerer Leere. Viele Menschen haben ein Gefühl von Schuld und klagen sich permanent an. Sie haben wenig Selbstwertgefühl und sehen in allem das Negative. Ausgeprägte Schlafstörungen können genauso vorkommen wie ständiges Grübeln und vermehrte Reizbarkeit. Oftmals fehlt der Antrieb und die Lust für aktive Unternehmungen. Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, innere Unruhe und körperliche Missempfindungen sind weitere häufige Symptome einer Depression. Das Leiden kann so weit gehen, dass Menschen Suizidgedanken haben. Nicht immer wird eine Depression durch äußere Belastungen ausgelöst, sondern kann auch aus heiterem Himmel plötzlich auftauchen.

Essstörungen: Magersucht, Bulimie, Binge-eating, Adipositas

Bei Menschen mit Essstörungen rücken die Themen Essen, Nicht-Essen, Gewicht, Kalorien und körperliche Attraktivität stark in den Vordergrund. Häufig denken die Betroffenen die meiste Zeit des Tages daran, wie sie an Gewicht abnehmen können. Sie fühlen sich hässlich und unattraktiv. Es kommt häufig vor, dass Probleme und negative Gefühlszustände durch Essen bzw. Nicht-Essen reguliert werden sollen. Die einzelnen Formen von Essstörungen können ineinander übergehen. Nicht selten haben Betroffene nur wenig Selbstwertgefühl und stellen immens hohe Leistungsansprüche an sich selbst. Sie wollen anders sein, immer besser werden und streben oftmals nach Anerkennung und Wertschätzung durch andere.

Traumafolgestörungen und Posttraumatische Belastungsstörung

Wenn Menschen schlimme Ereignisse und Traumata erleben kann es vorkommen, dass die Erlebnisse nicht ausreichend in die Entwicklungsgeschichte der Person integriert werden können. Die Folge sind häufig wiederkehrende Erinnerungsfetzen mit starken Gefühlen. Die Betroffenen haben nicht selten in dem Moment das Gefühl, das Trauma in allen Sinnesqualitäten noch einmal durchleiden zu müssen. Bei solchen Flashbacks verschwimmen Vergangenheit und Gegenwart. Generell sind Menschen mit Traumafolgestörungen die meiste Zeit des Tages angespannt und schreckhaft. Sie vermeiden Situationen, die sie an das Ursprungstrauma erinnern könnten. Bei den erlebten Traumata kann es sich um einmalige negative Erlebnisse oder um langandauernde (auch jahrelange) Belastungen handeln.

Zwangserkrankungen

Zwangserkrankungen sind dadurch gekennzeichnet, dass eine oder mehrere Handlungen ständig in ritualisierter Art und Weise wiederholt werden müssen, was mehrere Stunden am Tag in Anspruch nehmen kann. Die Betroffenen haben zumeist Angst (Ekel), dass etwas Schlimmes passiert, wenn sie das Zwangsverhalten nicht in einer genau festgelegten Ordnung und Reihenfolge praktizieren. Oft wissen die Menschen um die Unsinnigkeit ihrer Handlungen und haben auch immer wieder (vergeblich) versucht, Widerstand gegen die Zwangsimpulse zu leisten. Im Laufe der Zeit wird das gesamte Familiensystem in den Zwang miteinbezogen. Viele Betroffenen suchen nach Rückversicherungen bei ihren Partnern und Angehörigen. Die häufigsten Inhalte von Zwangshandlungen betreffen Verunreinigung, Kontamination und übermäßige Kontrolle. Zwänge können auch in Form von sich immer wieder aufdrängenden Gedanken (z.B. aggressiven, sexuellen oder religiösen Inhalts) vorkommen.

AD(H)S

Beim Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-) Syndrom müssen folgende drei Hauptkriterien vorliegen: Erstens lassen sich die Betroffenen leicht ablenken, Träumen, sind vergesslich, können sich nur schwer konzentrieren und ihre Aufmerksamkeit längere Zeit auf einer Sache belassen. Zweitens beobachtet man massive Defizite in der Kontrolle von Impulsen. Geduld und Warten fällt schwer. Es besteht ein zumeist unaufschiebbarer Drang nach einer sofortiger Bedürfnisbefriedigung. Bei Maßregelung tritt häufig Jähzorn oder andere Gefühlsausbrüche auf. Drittens kann (muss aber nicht) eine motorische Überaktivität, ein unstillbarer Bewegungsdrang und ausgeprägte Unruhe vorliegen. Die Diagnose eines ADHS erfordert den Beginn der Störung in der frühen Kindheit. Auffällig wird das Kind häufig nach der Einschulung. Die Probleme bestehen meist im Erwachsenenalter weiter. Die Betroffenen haben im Laufe der Jahre verschiedene Strategien erlernt, um mehr oder weniger erfolgreich ihre Defizite zu kompensieren.

Persönlichkeitsstörungen

Menschen mit Persönlichkeitsstörungen haben oft schon seit der Pubertät immer wieder ausgeprägte Schwierigkeiten im Kontakt und in der Beziehung zu anderen Menschen. Sie zeigen in der Wahrnehmung, im Denken, im Fühlen und im Verhalten sich wiederholende Muster, die deutlich von der Mehrheit der Bevölkerung abweichen. Bestimmte Charaktermerkmale bestimmen den Persönlichkeitsstil und sind noch keine Persönlichkeitsstörung.  Eine Persönlichkeitsstörung kann also als stark übersteigerter und situationsunabhängiger Persönlichkeitsstil gesehen werden. Die Betroffenen haben für sich eine bestimmte Sichtweise über die Menschen und die Welt, die sie immer wieder (mehr oder weniger bewusst) bestätigen. Der Leidensdruck ist für gewöhnlich hoch, aber oft sehen die Menschen mit Persönlichkeitsstörungen nicht das Problem bei sich selbst. Häufig „leidet“ auch die Umwelt und die Bezugspersonen unter den „Eigenarten“ des Betroffenen. Die in der Allgemeinbevölkerung bekannteste Persönlichkeitsstörung ist die Borderline-Störung (emotional-instabile PS), die durch Impulsivität, starke Stimmungsschwankungen, Gefühlsausbrüche und Unsicherheit im Selbstbild gekennzeichnet ist. Daneben zeigen Patientinnen mit Borderline häufig wechselhafte Symptombilder aus Depressionen, Ängsten, Essstörungen und selbstverletzendem Verhalten. Sie neigen dazu, sich rasch in intensive Beziehungen zu begeben. Oftmals bestehen massive Ängste vor dem Verlassenwerden, Defizite in der Nähe-Distanz-Regulation und häufige Einsamkeitsgefühle. Weitere Beispiele für Persönlichkeitsstörungen sind die abhängige, die zwanghafte, die antisoziale oder die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung.

Abhängigkeitserkrankungen und Suchtverhalten

Die Abhängigkeit von Substanzen (z.B. Alkohol, Nikotin, Beruhigungstabletten, illegale Drogen) ist weit verbreitet. Die Betroffenen können nach einiger Zeit nicht mehr ohne die Substanz auskommen oder den Konsum kontrolliert steuern. Wenn auf die Substanz verzichtet wird, kommt es zu teilweise schweren körperlichen Entzugserscheinungen. Um die gewünschte Wirkung zu erreichen, muss im Verlauf immer mehr von dem Suchtmittel eingenommen werden. Andere Interessen wie Hobbys oder die Familie werden zunehmend mehr vernachlässigt. Das Suchtverhalten wird nicht beendet, auch wenn dem Betroffenen die negativen sozialen und körperlichen Folgen bewusst sind. Häufig wird die Sucht bagatellisiert oder ganz verleugnet. Auch wenn die nicht stoffgebundenen Süchte (z.B. Internetsucht) zu keinen körperlichen Folgeschäden führen, haben sie doch ganz massiv schädlichen Einfluss auf die sozialen Beziehungen, Verrichtung von Alltagsverpflichtungen sowie im Beruf oder in der Schule.

Psychosomatische Erkrankungen

Folgende Erkrankungen werden den Psychosomatischen Störungen zugeordnet:

Neurodermitis
Kopfschmerzen und Migräne
Asthma
Erkrankungen des Verdauungstrakts wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn); Reizdarm, Reizmagen
Fibromyalgie und andere Schmerzsyndrome

Bei allen psychosomatischen Erkrankungen gibt es immer eine organische Verursachungskomponente. Die Psyche hat aber einen erheblichen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Psychosomatische Erkrankungen entstehen, wenn Körper und Seele vermehrt und dauerhaft Stressfaktoren ausgesetzt sind und es gleichzeitig eine gewisse Veranlagung für eine bestimmte Krankheit gibt. Das Ziel der Psychotherapie ist es, seelische und psychosoziale Stressfaktoren zu reduzieren, Gesundheitsverhalten aufzubauen und auf diese Weise Krankheitsschübe zu minimieren. Auch kann es darum gehen, die organische Krankheit und deren vielfältige Konsequenzen besser zu akzeptieren und in den Lebensalltag zu integrieren.

Lebenskrisen (z.B. Mobbing, Arbeitsplatzverlust, Trennung, Scheidung, Tod, Trauer, schwere körperliche Erkrankung oder Behinderung):

Jeder Mensch wird im Verlauf seines Lebens mit vielen schwierigen Situationen konfrontiert. Häufig machen uns Krisen jeglicher Form erst bewusst, dass schon lange bestimmte Dinge schief gelaufen sind. Wir werden aus dem Alltag herausgerissen und haben für das momentane Problem keine passenden Lösungsstrategien - oft fehlen sogar Menschen, mit denen wir offen darüber reden können.  Warum musste das gerade mir passieren? Betroffenen wird oft geraten, die Krise als Chance zu sehen - oft ist das leicht von außen gesagt. Eine Psychotherapie kann dabei helfen, die gegenwärtige Situation zu analysieren und zu verstehen. Im Laufe der Zeit können die Betroffenen zunehmend besser ihre aktuelle Lage akzeptieren, sich auf ihre Stärken besinnen und sich neue Lösungswege erarbeiten. Psychische Stresssymptome wie Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Ängste, Schmerzen usw. lassen in dem Maße nach, wie die Menschen es schaffen, Schicksalsschläge und Krisen erfolgreich in ihre Lebensgeschichte zu integrieren.